Weinort Neuweier

Neuweier entstand im 13. Jahrhundert als Siedlung um zwei Schlösser herum.

Der Ort liegt 183 m über dem Meeresspiegel im Steinbachtal in der Vorgebirgszone des Nordschwarzwaldes zwischen Ausläufern des 515m hohen Ybergs (permischer Rhyolit, Porphyr im Norden und des 520 m hohen Schartenbergs (Granit) im Süden. Die Gemarkungsfläche beträgt 606 Hektar. Davon sind 300 Hektar Wald. Reben werden auf 150 Hektar angebaut.

Urkundlich lautete der Ortsname 1297 Nagelwilre, 1309 Negelwilre, 1345 Newilre, 1488 Newyr, auf Plänen der Bühl-Stoll-hofener Befestigungslinie des Türkenlouis Ende des 17. Jahrhunderts Newier (so bis heute mundartlich), später Neweiler und Neuweier.

Seinen Ruf und seine Bekanntheit verdankt Neuweier der entzückenden Lage, dem köstlichen Wein, dem mittelalterlichen Schloss. Die Schönheit der Landschaft erfasst man besonders bei einer Wanderung durch die Reben. Bei klarer Sicht sieht man den Silberstreifen des Rheines, dahinter die Silhouette des Straßburger Münsters und die Vogesen.

Am westlichen Ortseingang von Neuweier steht breit und behäbig, gleichsam als Wächter, das im 13. Jahrhundert erbaute rebenumkranzte Neuweierer Schloss, eine der wenigen erhalten gebliebenen Tiefburgen in Baden - einer der schönsten in Deutschland. Sie wurde einst als Wasserburg angelegt. Wie die wohl aus dem 12. Jahrhundert stammende Yburg im Osten ist das Schloss im Westen Zeuge des einstigen Rittertums. Von hier aus wurden die Insassen der wehrhaften Burg mit allem Nötigen versorgt. Neuweier hat ursprünglich neben dem Unteren auch ein Oberes Schloss besessen. Das Obere Schloss wurde 1785 wegen Baufälligkeit abgetragen.

Seit 1329 hat es in Neuweier eine Kapelle gegeben. Sie stand auf dem heutigen Kirchplatz und war eine Stiftung der Schlossherren der Räder von Hohenrod (Oberes Schloss) und der Ritter von Bach (Unteres Schloss).

Im Jahre 1861 wurde Neuweier, nachdem es bis dahin kirchliche Betreuung durch das Kirchenspiel Steinbach erfahren hatte, selbständige Pfarrei. Als Pfarrkirche diente die im Jahre 1849 zum dritten Mal erweiterte Kapelle, die dann 1865 noch einmal ausgebaut wurde.

Am 13. April 1945 wurden durch französischen Artilleriebeschuss nicht nur mehrere Häuser und das ehemalige Schulhaus im Ortskern zerstört, sondern auch die Kirche so stark beschädigt, dass sie schließlich abgerissen werden musste. Auf Teilen der Fundamente des ehemaligen Oberen Schlosses wurde in den Jahren 1946 - 1951 unter großen Opfern der Neuweierer Bürger die neue Pfarrkirche "Sankt Michael" gebaut.

Mit dem Erscheinen der Dalbergs im 16. Jahrhundert auf Schloss Neuweier - sie waren ein angesehenes Geschlecht aus rheinischem Adel, das sich besonderer Gunst der Kaiser erfreute - nahm der Weinbau in den Schlossgütern erheblichen Aufschwung.

Später nahm sich Franz Philipp Knebel von Katzenellenbogen, als Besitzer des Unteren Schlosses, seiner Weingüter mit aller Kraft und großer Sorgfalt an, nachdem er sich aus österreichischen diplomatischen Diensten zurückgezogen hatte. Er war es auch, der Reben minderer Qualität durch die edle Rieslingrebe ersetzte. So verpflanzte er im Jahre 1785 "Niersteiner" und "Laubheimer" Reben nach Neuweier. Mit "Niersteiner" und "Laubheimer", den sogenannten "Niederländern", ist die Sorte Riesling gemeint, der König der Weißweine, der gerade im Baden-Badener Rebland zu besonderer Güte gelangt. Auf den Schlossherrn Katzenellenbogen geht auch das Recht zurück, Neuweierer und später auch Varnhalter, Steinbacher und Umweger Weine in Bocksbeutelflaschen abzufüllen.

Besonders schlecht ging es dem Ort Neuweier nach der Revolution 1848, als die Jahre so mager waren, dass man von Rüben und Kleiesuppe leben musste. Damals bezahlte die Gemeinde vielen Bürgern das Fahrgeld, damit sie nach Amerika auswandern konnten.